Mit der RedBull-Dose fotografiert

Jeanne Moreau wird das Zitat zugeschrieben "Alternde Menschen sind wie Museen: Nicht auf die Fassade kommt es an, sondern auf die Schätze im Innern." Ich habe in den letzten Monaten gelernt, dass dies auch auf alte Fototechnik zutreffen kann - genau genommen auf Objektive. Alte Objektive an aktuellen Kameras zu adaptieren ist in den meisten Fällen relativ einfach, ausserdem ist die Lösung mit Adapter und dem jeweiligen Objektiv oft auch günstiger als ein neues Glas; manchmal kann man die Gläser sogar von Verwandten umsonst bekommen, die sie nicht mehr benötigen. Kompromiss bei den alten Gläsern, die ich inzwischen nutze, ist dass ich manuell fokussieren muss. Bei schnell bewegenden Tieren ist das zwar möglich, da schätze ich aber doch mehr einen schnellen und treffsicheren Autofokus - so kann ich einfach mehr Momente korrekt festhalten. Es gibt aber auch Situationen, da ist der Autofokus weniger wichtig, so bspw. in der Landschafts- und Makrofotografie. Was bringt einen nun dazu hier kein modernes Objektiv zu nutzen, sondern ein altes? Das könnte wie oben schon erwähnt der Preis sein. Viel interessanter ist es aber, wenn das Ergebnis ein anderes ist. Jedes Objektiv, ob alt oder neu, hat konstruktionsbedingte Eigenarten - oder nennen wir es Stärken und Schwächen. Das hat Auswirkungen auf das finale Bild. Manche vermeintliche Fehler alter Linsen sind bei neuen Gläsern soweit korrigiert, dass sie nicht mehr auftreten. Leider verliert man dann auch den gewissen Look, den man durch diese "Fehler" bekommt. Dieser Look macht den Reiz eines Objektives aber vielleicht gerade aus: manche Linsen verwirbeln den Hintergrund, andere haben im Hintergrund Spitzlichter, die aussehen wie Blasen oder Sterne. Zu oft angewendet, werden die Effekte schnell langweilig und manche Bilder wirken einfach unruhig und überladen. Gezielt eingesetzt, haben die Bilder aber oft etwas einzigartiges und können einen mitunter in eine schöne, andere Welt entführen. Für mich als Fotograf ist das fotografieren mit den alten Linsen eine interessante Erweiterung meines Hobbies. Zudem ist es nachhaltiger, alte Linsen wiederzuverwenden und sich nicht nur neue zu kaufen. Weiterer Nebeneffekt ist übrigens auch, dass die Gläser auffallen. Ich bin nun schon das ein oder andere Mal auf die Linsen angesprochen worden und dabei sind mitunter auch interessante, teils witzige Gespräche entstanden. Als ich bspw. das erste Mal mit einem alten DDR-Objektiv (Primotar) an meiner Sony an der Uferpromenade unterwegs war, fragte mich prompt ein Spaziergänger, ob das eine RedBull-Dose an meiner Kamera wäre. Nein war es nicht! 😁 

 

Hier also meine ersten Versuche. Ich lerne und probiere immer noch. Wenn ich die Linsen besser kenne, baue ich auf der Homepage vielleicht einen eigenen Abschnitt ein und bringe da mehr Struktur rein.